Myanmar
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Myanmar – Das Goldene Land

Wer nach Myanmar (früher Birma/ Burma) reist, will sich nicht in politische Unzulänglichkeiten verstricken, die es überall auf der Welt gibt. Eben gerade wegen seiner Öffnung nach außen ist das Land der 100.001 goldenen Pagoden und weißen Stupas ein außerordentlich beliebtes Reiseziel für Asienfreunde. Willkommen in Myanmar.


Myanmar und der Inle See

Der langgestreckte 12.000 ha große und nur zwei bis drei Meter tiefe (an vielen Stellen nur Knietief) Süßwassersee auf dem (kühleren) Shan – Plateau liegt circa 400 km nördlich von Yangon auf etwa 875 m Meereshöhe und wird von den Shan-Bergen umrahmt. Er ist nach dem Indawgyi Lake der zweitgrößte See im Land.

Nyaungshwe ist eine Stadt an der nordöstlichen Seite des Inle-See und quasi das Tor zum See. Etwas abseits ist das She Yan Pye Kloster zu besichtigen, in dem junge Mönche/Novizen leben und ausgebildet werden. Es wurde erst gegen Ende des 19. Jahrhundert erbaut und besteht vollständig aus Teakholz. Interessant sind die ovalen Fenster. Bekannt ist die Region Inle-See für seine schwimmenden Gemüse-Gärten, den auf Pfählen erbauten über 175 Dörfer, in denen mehr als 100.000 Menschen leben. Es ist eine blühende Gemeinschaft mit den Intha, einer burmese-tibetischen ethnischen Minderheit, die einträchtig mit Shan, Taungthu, Taungyo, Pa-O, Danu, Kayah und Danaw zusammenleben und arbeiten. Ihr Leben spielt sich auf den farbenfrohen Ming Thauk Märkten ab. Die „Menschen des Sees“ stehen mit ihrer besonderen und einmaligen „Einbein-Rudertechnik“ für das typisch Eigenständige und Außergewöhnliche in Myanmar, ebenso einmalig wie die U-Bein Brücke (siehe PCLife, Winter 2016, Seite 176 ff).

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Sie rudern ihre Boote, am Heck stehend, mit einem Bein und einem Arm, weil sie mit dieser Technik die zweite Hand zum Fischen frei haben.

Während die Einheimischen in ihren schwimmenden Gärten vom Boot aus Gemüse, Blumen, Früchte anbauen und ernten, um es anschließend auf den Märkten rund um den See zu verkaufen, mühen sie sich tagtäglich, die Bootswege auf dem flachen See für sich und die zunehmende Zahl von Touristenboote frei zu halten. Ein seit Jahren sinkender Wasserpegel lässt Wasserhyazinthen und Algen ungehemmt wuchern. Die beste Reisezeit für den Inle-See sind die trockenen und kühlen Monate zwischen November bis Februar.

Die Temperaturen liegen tagsüber bei maximal 28 bis 31 Grad Celsius, nachts bei manchmal nur 10 Grad… oder darunter. Wenn die Touristen noch schlafen ist das echte, reale Marktleben am Inle-See in den frühen Morgenstunden bereits in vollem Gange. Abwechselnd (wegen der beschwerlichen An- und Abreise aus den abgelegenen umliegenden Dörfern), werden die Markttage im Rotationsprinzip in Heho, Nyaungshwe, Taunggyi, Minethauk und Shwenyaung abgehalten. Unverfälscht, authentisch und lebensnah begegnet man den meist freundlich lächelnden Menschen, viele davon in ihrer typischen landesüblichen bunten Bekleidung, wie zum Beispiel den unverkennbaren roten und orangefarbenen Kopftüchern der „Pa-O“.

Was die Frauen einkaufen (selten sind Männer zu sehen), also Gemüse, Obst, Kräuter, Kühe, Schweine, Brennholz, Haushaltsartikel, ja sogar Benzin, das aus größeren Kanistern abgefüllt wird, wird meist auf dem Kopf tragend über schmale Stege zu den Langbooten gebracht. Die Männer kümmern sich in der Zeit um Nachschub an Kaublättern, Betelnüssen und vor allem Zigaretten, die in den umliegenden Fertigungsstätten produziert werden. Kommen Stunden später die Touristen „angerauscht“, mischt sich das Bild und es herrscht Enge und Gedränge an den vielen Souvenirständen, die (leider) zunehmend das gesamte Markt-Bild verändern. In Inpaw­kone, einer Ansammlung von Pfahl­bauten in den See gebaut, hat sich eine Familie ganz auf die Seiden- und Lotusfadenweberei spezialisiert. Bestimmt unvergessen wird bleiben, wie mit flinken Fingern aus Hunderten, ja Tausenden Lotusblumenstengeln die hauchdünnen Fäden gezogen, ge­trocknet, gesponnen und gefärbt werden. So entstehen dann die wundervoll weichen Stoffe, die zu Klei­dungs­stücken verarbeitet werden.

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Indein – die vergessenen Pagoden vom Inle See

Mit dem Langboot fährt man vom See aus etwa acht Kilometer den Fluss Nam Pilu stromaufwärts. Manchmal wird es eng, so dass kaum zwei Boote aneinander vorbeikommen, notfalls werden die Boote im knietiefen Wasser einfach aneinander vorbei geschoben. Über kleinere Stromschnellen und endlosen Windungen, vorbei an Ackerflächen, Bambushainen, Wasserbüffeln erreicht man den heiligen Ort Indein. Hier bei den Pagoden Inn Thein aus dem 18. Jahrhundert wird die Vergänglichkeit des „Tun und Sein“ sichtbar.

Keiner weiß genau, wann sie entstanden sind. Niemand kann sagen, von wem sie erbaut wurden. Die Bücher schweigen über ihre Existenz und nur die Legenden der Ureinwohner in Taunggyi erzählen von ihnen. Gemeint sind die jahrhundertealten, von Baumwurzeln und Schlingpflanzen und vom endgültigen Verfall bedrohten überwucherten Pagoden und über 1.000 Stupas (kleine Pagoden). Wie „Zipfelmützen“ lassen die meisten der großen und kleinen Statuen ihre Spitzen hängen. Es ist eines der letzten großen Geheimnisse der Inle-See Region.

Viele Pagoden sind völlig zerstört und nur noch die roten Backsteinreste zeugen von ihrer Existenz. Andere sind eingefallen und haben meterhohe Buddha Statuen im Inneren mit ihrem Schutt begraben. Andere lassen ihren ehemaligen Glanz erahnen und verzaubern mit wunderschönen Stuckverzierungen alter Naga-Tiermotive und außergewöhnlichen Buddha Bilder. Ein mystischer Ort, der die Menschen anzieht. Wie ein Spiegelbild erscheinen auch die Pagoden von Nyaung Ohak. Hier ist es etwas „lebhafter“. Vorbei an hunderten von Verkaufsständen unter einer langen, überdachten Passage erreicht man den Eingang und ist ebenfalls gefangen von der Mystik der Vergänglichkeit. Pagoden, die offiziell nicht existieren, können auch nicht geschützt werden. Und so sind weder die Pagoden von Nyaung Ohak, noch die Pagoden von Shwe Inn Thein als Weltkulturerbe vor dem sicheren Verfall geschützt. Aber würde nicht auch eine Restauration ihre Magie und ihre mystische Anziehungskraft zerstören?

Inmitten des Inle-Sees liegt die Phaung-Daw-Oo-Pagode, das wohl wichtigste Heiligtum des südlichen Shan-Staates.

Schon von weitem sieht man die goldenen Kuppeln leuchten. Im Inneren wird man von der goldenen Pracht regelrecht geblendet. Auf einem Altar stehen fünf unförmige Figuren, die nur schwerlich als Buddha Figuren zu identifizieren sind. Hier haben (wieder einmal) nur Männer Zugang. Durch das Bekleben der Statuen mit Blattgold wurden die Buddhas in den letzten Jahrzehnten zu unförmigen Skulpturen. Anhand einer Bildergalerie kann man die „Verformung“ nachverfolgen.

Ein wahres und einmaliges Spektakel findet alljährlich in der ersten Oktoberhälfte statt. Das 18 Tage dauernde Inle Phaung Daw Oo Pagode Festival ist der größte und wichtigste Anlass im Shan-Staat und sicherlich das berühmteste Pagoden Festival in Myanmar. Dabei werden vier Buddha Bilder in einer riesigen, mit Blattgold überzogenen Barge von Hunderten von Beinruderer in ihren langen Kanus um den See gezogen. In jedem Dorf feiern die Bewohner die Ankunft der Barge mit Ruderwettbewerben, Shan Tänzen und Kampfkunst Vorführungen. Mit zu den Höhepunkten gehört eine Ruderregatta mit den bunt geschmückten Booten, bei der sich die besten Dorfmannschaften um Ruhm und Ehre messen.

Die Drachenfrauen von Myanmar

In der Nähe des Dorfes Indein lebt der Volksstamm der Padaung mit noch ungefähr 7.000 Menschen. Es sind die Bräuche der Kayan, die Tradition der Frauen, die diese Begegnung zu etwas Besonderen werden lassen. Übersetzt würde der Namen bedeuten: „PA = drum herum, DAUNG = „mit glänzendem Metall umwickelte Menschen“. Damit sind die circa 3 bis 5 mm dicken massiven Messingspiralen gemeint, die den Frauen mit bis zu 24 Windungen um ihren Hals gewickelt werden. (Anmerkung der Redaktion: nicht zu verwechseln mit den Hals-RINGEN, die afrikanische Frauen in Teilen Simbabwe quasi als Eheringe das ganze Leben lang tragen).

Das Gewicht dieser Spiralen kann bei einer erwachsenen Frau, bei etwa 25 Spiralwindungen bis zu sieben Kilogramm betragen. Bei jungen Mädchen, so ab neun Jahren, beginnt es ein-, zwei-, dreispiralig bis zu 13 Spiralen und ungefähr vier Kilogramm. Stoisch (?) oder mit sichtlichem Stolz tragen sie ihren außergewöhnlichen Halsschmuck. Verschiedene Auslegungen um das warum und wieso prallen aufeinander. Die einen meinen, mit dem „Schmuckstück“ einst Sklavenjäger abzuschrecken, andere interpretieren es als Schmuck, um vor Tigerbissen zu schützen. Die wohl angenehmste Auslegung ist die, dass sich der Legende nach ein weiblicher Drache in eine schöne Frau verwandelte…

Schon im Alter von fünf Jahren werden den Stammesmädchen (nur die, die es möchten) die ersten Spiralen von Schamaninnen angelegt. Manche der Frauen tragen die Spiralen auch an den Beinen. Durch die Schwere der Messingspirale werden jedoch Nackenmuskulatur, Schlüsselbeine und Schulterblätter nach unten gedrückt. Das auch, weil nach 15 bis 20 Jahren der Halsschmuck zwischen Kinn und Schultern bis zu 30 Zentimeter hoch sein kann. Wehe dem, sollten die Frauen Nacken- oder Halsschmerzen bekommen…

Heiße Quellen von Khaung Daing

Wer ausreichend Zeit mitbringt, sich entspannen will, gönnt sich einen halben Tag und legt die zweistündige, aber nur 45 Kilometer entfernte Autofahrt zu den Thermalquellen in der Nähe von Tounggyi, in der Hauptstadt des Shan Staates, zurück. Mit dem Boot erreicht man von Nyaungshwe aus die heißen Quellen in etwa 30 Minuten. Getrennt für Mann und Frau oder im gemischten VIP-Bereich ist es eine persönliche Fragestellung, ob man bei 30 Grad Außentemperatur in ein 30 Grad heißes Thermalwasser steigt. Trekking- und Wanderfreunde tun so auf jeden Fall etwas für bzw. gegen Gelenk- und Muskelschmerzen.

Myanmars Süden

Die Bevölkerung in den teils noch unberührten Gegenden im südlichen Teil des Landes, (ein schmaler etwa 700 Kilometer langer Landstreifen zwischen dem Golf von Bengalen und Thailand), staunt über die „Weißen, die „Langnasen“ mit ihren blauen Augen, die das 21. Jahrhundert im Reisegepäck mitführen. Ausländern begegnen sie freundlich, jedoch gepaart mit einem gesunden Misstrauen. Für sie gilt, ihren kulturellen Reichtum, das Erworbene mit chinesischen, indischen, und thailändischen Einflüssen sowie verschiedenen traditionsreichen Ethnien mit den geldbringenden Touristen in Gleichklang zu bringen, ohne dabei ihre Identität zu verlieren und das Erbe vom einst mächtigen Königreich Suvarnabhumi, das „Goldene Land“, zu bewahren.

 

Wer mit Bedacht und Sachverstand Myanmar bereisen will, ist überall herzlich willkommen. Ein interessanter Link verweist auf „10 Amazing Things“, die man in Myanmar gesehen, erlebt haben muss. Dabei ist das alltägliche Leben auf den Straßen, in den Städten, in den Bergdörfern und auf dem See, schon interessant und aufregend genug.

Deutscher Kontakt über
ruth.meerkamp@t-online.de
oder
Interconnection Travels
www.myanmarholiday.com

Bilder: ©Frank Gindler

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